Rückblick Amis Champbernois Degu: CH-Schaumweine gegen F-Champagner - April 2022
Die Amis Champbernois im Blindflug. Für einmal war eine Blinddegustation ohne Essensbegleitung in der neuen Weinbar Caveau7 in Bern angesagt.
Die Ausgangsfrage: Können Schweizer Schaumweine (aus methode traditionelle) mit ihren berühmten Pendants aus der Champagne mithalten? Dies natürlich (fair) blind verkostet.
Konkret wurden degustiert:
Wir wollten einen hoffentlich aussagekräftigeren Versuch mit etwa gleich vielen Vertretern aus beiden Regionen wagen (beim SRF entschied man sich nur für einen einzigen Champagner des Marktführers; Moet-Chandon brut NV, siehe Grafik oben).
Deshalb definierten wir folgende Spielregeln für unsere Degustation:
- Alle Weine mussten wie beim SRF-Test in der Kategorie "brut" oder mit noch tieferer Dosage (extra brut oder brut nature) hergestellt sein.
- Alle Schweizer Schaumweine mussten (wie selbstredend die Champagner) ebenfalls in Flaschengärung hergestellt worden sein.
- Alle Schweizer Schaumweine nur aus Trauben oder Assemblagen die in der Champagne ebenfalls zugelassen sind (an der Degu vertreten waren Chardonnay, Pinot Noir, Meunier sowie Pinot Blanc). Also keine Vertreter aus Chasselas oder anderen Traubensorten die in der Champagne nicht zugelassen sind für die Produktion von Schaumwein.
- Vergleichbare Preise. Flaschenpreise nicht über 50-60 CHF maximal. Die meisten Vertreter kosten zwischen 25-45 CHF. Einziger Ausreisser nach oben war ein Fleury-Champagner aus Pinot blanc (damit von dieser Traubensorte aus beiden Weinregionen je ein Vertreter vorhanden war). Alle Flaschen wurden direkt vor der Degustation in der Schweiz im Handel gekauft.
- Die Champagner wurden aus Vertretern von Häusern in Familienbesitz (Bollinger, Drappier...) und Winzern (Fleury, Robert Moncuit...) ausgewählt um dort ebenfalls eine breite Auswahl zu haben.
- Wir wählten möglichst renommierte Schweizer Schaumweine aus, die schon öfters Preise gewannen oder von Kritikern hoch bewertet werden (etwa Adank, Obrecht...) und/oder eine lange Tradition bei der Herstellung von Schaumweinen besitzen (etwa Mauler...). Aus Zeitgründen konnten wir natürlich nicht alle Schweizer Kandidaten berücksichtigen, so fehlten etwa diese nennenswerten Weine:
Alle 14 teilnehmenden Weine der Premiere im April 2022, offen aufgedeckt nach der Degustation:
Verkostet wurden alle Weine in Gabriel-Weingläsern. (Ganz rechts im Bild drei Weine ausser Konkurrenz, der blau-weisse Cava, der fehlerhafte Piper-Heidsieck NV und der BDX von 1970).
Die drei Podestplätze, benotet im Durchschnitt aller 10 Teilnehmer:
Rang 3. Bollinger brut NV (Lotnummer: L19…)
Rang 2. Drappier Rosé de Saignée brut NV (gegen Obrecht brut rosé direkt blind 1:1 verglichen).
Rang 1. Robert Moncuit Reserve perpetuelle NV (blanc de blancs, extra-brut)
Mit anderen Worten: Kein Schweizer Schaumwein schaffte es in der Blinddegu auf das Podest.
Die Trinkreihenfolge aller weissen Weine erfolgte per Zufall durch das Caveau7. Die zwei Rosé- Weine wurden direkt blind parallel verglichen da sie natürlich von der Farbgebung direkt im Glas erkennbar waren.
Fehlerhaft und somit ausser Konkurrenz: Der bereits erwähnte Fleury Notes Blanches 2014 (Kohlgeschmack, sonstige Fehlnoten) und Piper-Heidsieck brut NV (leichter Korkfehler).
Damit wird die Dominanz der Champagner noch eindrücklicher: Von den verbleibenden fehlerfreien vier Champagnern landeten drei auf dem Podest, der vierte (Drappier PN brut nature NV) im Mittelfeld aller Weine als “schlechtester” Champagner auf Platz fünf.
Die zwei bestbewerteten Schweizer Schaumweine landeten auf Rang vier (Obrecht brut NV rosé, deg. Mai 2021, direkt blind verglichen mit dem Drappier Rosé) und Rang sechs (Zahner Truttiker Pinot blanc).
Für weitergehende Information zu Schweizer Schaumweinen sei dieser Artikel aus der Schweizerischen Weinzeitung von 2020 empfohlen - etliche Weine aus unserer Degustation werden dort auch vorgestellt und besprochen.
Zum Abschluss als Ausblick: Sehr interessant (und auf unserer Ideenliste...) wäre ein analoger Vergleich englischer Schaumweine mit Champagnern - dann könnte es für die Champagne eventuell knapper werden. Ein Blindtest der renommierten Weinexpertin Jancis Robinson und weiteren englischen Kritikern zeigte dies schon 2016 und ein zweites Mal 2020 (Beitrag nur für Abonnenten von jancisrobinson.com ersichtlich) auf.
Wir bedanken uns beim Caveau7 für die Gastfreundschaft und den tollen Service.
Möchten Sie auch dabei sein das nächste Mal? Alle Degustationen und weitere öffentliche Anlässe werden wie immer in unserer Agenda publiziert.
Die Ausgangsfrage: Können Schweizer Schaumweine (aus methode traditionelle) mit ihren berühmten Pendants aus der Champagne mithalten? Dies natürlich (fair) blind verkostet.
Konkret wurden degustiert:
- 12 Schweizer Schaumweine und Champagner in der Blinddegu, je etwa zur Hälfte aus jeder Region
- 1 Blue Fin Cava Reserva als Pirat (danke an das Caveau7, ausser Konkurrenz degustiert)
- 1 BDX von 1970 als krönender Abschluss aus dem Sortiment des Caveau7 (danke, Rainer)
Wir wollten einen hoffentlich aussagekräftigeren Versuch mit etwa gleich vielen Vertretern aus beiden Regionen wagen (beim SRF entschied man sich nur für einen einzigen Champagner des Marktführers; Moet-Chandon brut NV, siehe Grafik oben).
Deshalb definierten wir folgende Spielregeln für unsere Degustation:
- Alle Weine mussten wie beim SRF-Test in der Kategorie "brut" oder mit noch tieferer Dosage (extra brut oder brut nature) hergestellt sein.
- Alle Schweizer Schaumweine mussten (wie selbstredend die Champagner) ebenfalls in Flaschengärung hergestellt worden sein.
- Alle Schweizer Schaumweine nur aus Trauben oder Assemblagen die in der Champagne ebenfalls zugelassen sind (an der Degu vertreten waren Chardonnay, Pinot Noir, Meunier sowie Pinot Blanc). Also keine Vertreter aus Chasselas oder anderen Traubensorten die in der Champagne nicht zugelassen sind für die Produktion von Schaumwein.
- Vergleichbare Preise. Flaschenpreise nicht über 50-60 CHF maximal. Die meisten Vertreter kosten zwischen 25-45 CHF. Einziger Ausreisser nach oben war ein Fleury-Champagner aus Pinot blanc (damit von dieser Traubensorte aus beiden Weinregionen je ein Vertreter vorhanden war). Alle Flaschen wurden direkt vor der Degustation in der Schweiz im Handel gekauft.
- Die Champagner wurden aus Vertretern von Häusern in Familienbesitz (Bollinger, Drappier...) und Winzern (Fleury, Robert Moncuit...) ausgewählt um dort ebenfalls eine breite Auswahl zu haben.
- Wir wählten möglichst renommierte Schweizer Schaumweine aus, die schon öfters Preise gewannen oder von Kritikern hoch bewertet werden (etwa Adank, Obrecht...) und/oder eine lange Tradition bei der Herstellung von Schaumweinen besitzen (etwa Mauler...). Aus Zeitgründen konnten wir natürlich nicht alle Schweizer Kandidaten berücksichtigen, so fehlten etwa diese nennenswerten Weine:
- Irene Grünenfelder Crémant (Jahrgangsschaumwein, Pinot Noir)
- Bachtobel Mousseux MX (Pinot Noir, Chardonnay)
- Tom Litwan Schaumwein (aus der in der Champagne sehr exotischen Petit Meslier-Traube!)
- Bouvier brut (weiss, Pinot Noir und Chardonnay - diesen Wein verkosteten wir bereits an früheren Degus. Nebst Mauler ist Bouvier ein zweiter Schaumwein-Pionier in der Schweiz)
- Sottosopra Spumante Ticino brut (Pinot Noir)
- Refolo brut Ticino (Chardonnay, Pinot Noir)
- Henri Cruchon Coeur de Cuvée (Chardonnay, der Winzer stellte ebenfalls Assemblagen her)
- Mauler (ein zweiter Vertreter von Mauler, da Mauler ein breites Sortiment an Jahrgangsweinen aus Chardonnay oder Pinot Noir führt)
Alle 14 teilnehmenden Weine der Premiere im April 2022, offen aufgedeckt nach der Degustation:
Verkostet wurden alle Weine in Gabriel-Weingläsern. (Ganz rechts im Bild drei Weine ausser Konkurrenz, der blau-weisse Cava, der fehlerhafte Piper-Heidsieck NV und der BDX von 1970).
Die drei Podestplätze, benotet im Durchschnitt aller 10 Teilnehmer:
Rang 3. Bollinger brut NV (Lotnummer: L19…)
Rang 2. Drappier Rosé de Saignée brut NV (gegen Obrecht brut rosé direkt blind 1:1 verglichen).
Rang 1. Robert Moncuit Reserve perpetuelle NV (blanc de blancs, extra-brut)
Mit anderen Worten: Kein Schweizer Schaumwein schaffte es in der Blinddegu auf das Podest.
Die Trinkreihenfolge aller weissen Weine erfolgte per Zufall durch das Caveau7. Die zwei Rosé- Weine wurden direkt blind parallel verglichen da sie natürlich von der Farbgebung direkt im Glas erkennbar waren.
Fehlerhaft und somit ausser Konkurrenz: Der bereits erwähnte Fleury Notes Blanches 2014 (Kohlgeschmack, sonstige Fehlnoten) und Piper-Heidsieck brut NV (leichter Korkfehler).
Damit wird die Dominanz der Champagner noch eindrücklicher: Von den verbleibenden fehlerfreien vier Champagnern landeten drei auf dem Podest, der vierte (Drappier PN brut nature NV) im Mittelfeld aller Weine als “schlechtester” Champagner auf Platz fünf.
Die zwei bestbewerteten Schweizer Schaumweine landeten auf Rang vier (Obrecht brut NV rosé, deg. Mai 2021, direkt blind verglichen mit dem Drappier Rosé) und Rang sechs (Zahner Truttiker Pinot blanc).
Für weitergehende Information zu Schweizer Schaumweinen sei dieser Artikel aus der Schweizerischen Weinzeitung von 2020 empfohlen - etliche Weine aus unserer Degustation werden dort auch vorgestellt und besprochen.
Zum Abschluss als Ausblick: Sehr interessant (und auf unserer Ideenliste...) wäre ein analoger Vergleich englischer Schaumweine mit Champagnern - dann könnte es für die Champagne eventuell knapper werden. Ein Blindtest der renommierten Weinexpertin Jancis Robinson und weiteren englischen Kritikern zeigte dies schon 2016 und ein zweites Mal 2020 (Beitrag nur für Abonnenten von jancisrobinson.com ersichtlich) auf.
Wir bedanken uns beim Caveau7 für die Gastfreundschaft und den tollen Service.
Möchten Sie auch dabei sein das nächste Mal? Alle Degustationen und weitere öffentliche Anlässe werden wie immer in unserer Agenda publiziert.